Im Iyengar Yoga Hamburg praktizieren wir Iyengar®-Yoga, eine besondere Form des Hatha-Yoga. Iyengar-Yoga bietet fundiertes Wissen über genaue und feine Asana-Technik.
Wir bewegen den Körper im Asana - der Haltung - in eine Ausrichtung, die Muskeln, Gelenke, Organe stärkt bzw. dehnt, und durchdringen dabei immer tiefere Schichten mit unserem Bewusstsein.
Das zeitgleiche Handeln und Wahrnehmen stärkt die Achtsamkeit. Aktives Anspannen und punktgenaue Konzentration schaffen die Basis für eine tiefe Entspannung.
Es ist typisch für Iyengar-Yoga, Gurte, Blöcke, Stühle, Wandseile, Decken etc., so genannte Props, zu verwenden. Sie erleichtern bzw. intensivieren die akkurate Ausführung des Asana, passend für den jeweiligen Schüler und seine Bedürfnisse. Iyengar-Yoga kann sowohl statisch wie im typischen Hatha-Yoga als auch dynamisch mit Sprungfolgen - und dabei propsfrei - geübt werden, ähnlich wie im Vinyasa Flow. Das ist abhängig von den Fähigkeiten der Praktizierenden und dem Ziel der Übungsfolge. Iyengar-Yoga kann mit einfachen Ansagen unterrichtet werden, aber auch sehr vertiefend, regelrecht eindringend in die Körperschichten - auch das ist abhängig von der Erfahrungstiefe der Schüler. Jede Klasse kombiniert Standhaltungen, Rückbeugen, Vorbeugen, Dreh- und Umkehrhaltungen auf immer neue Weise. Im Asana und im Pranayama (Atemübung) liegt der Fokus immer auf der Achtsamkeit. Wir verbessern unsere Konzentrationsfähigkeit und beruhigen das Gehirn. Die starke Konzentration auf das Tun führt zu einem meditativen Zustand, indem alle Sinne auf und in den Körper gelenkt werden. Auch gerade in den Atemübungen, dem Pranayama, wird Freiheit von den unsteten Gedanken erlebt. Nach der intensiven, oft auch anstrengenden Praxis ist die Entspannung besonders wohltuend.
Asanas entfalten ihre dynamischen Effekte auf verschiedenen Ebenen. Auf der körperlichen Ebene verlängern und stärken sie alle Muskelgruppen. Das führt zu mehr Energie, Bewegungsfreiheit und verbesserter Gesundheit. Der Metabolismus wird stimuliert, die verstärkte Sauerstoffzufuhr entgiftet den Körper und die Organfunktionen werden gestärkt.
Auf der psychischen und mentalen Ebene werden wir uns der Emotionen bewusst, auch lange weggeschobener, die sich in Muskeln und Gelenken manifestiert haben. Wir lernen loszulassen! Körperliche Blockaden lösen sich, und Gelassenheit auch in stressigen Situationen wird möglich.
So ein Prozess braucht Zeit. Auch wenn innerhalb der ersten Stunden schon mehr Wohlgefühl und Aufrichtung, mehr innere Balance erlebt wird, dauert es etwas länger, bis wir uns angekommen fühlen in unserer Übungspraxis.
B. K. S. Iyengar (Belur Krishnamachar Sundararaja Iyengar, *14.2.1918 - +20.8.2014) – einer der bekanntesten und renommiertesten Yogis der Welt – wurde am 14. Dezember 1918 als elftes von dreizehn Kindern geboren. Die weitverzweigte Iyengar-Familie gehörte der Brahmanenkaste an, war aber verarmt. Aufgrund einer Grippe-Epidemie zum Zeitpunkt der Geburt kam Iyengar schwach und kränkelnd zur Welt. Während seiner Kindheit litt er an mehreren Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose, Typhus sowie genereller Unterernährung. 1923 zog die Familie nach Bangalore. Sein Vater war Lehrer und starb 1927, als Iyengar 9 Jahre alt war.
Eine seiner älteren Schwestern heiratete den Yogi Sri Krishnamacharya (1888-1989). Dieser hatte 1924 in Mysore eine Yogaschule eröffnet und unterrichtete auch den Maharadscha und seine Familie.
Krishnamacharya holte Iyengar mit 15 Jahren als Schüler nach Mysore. Iyengar lernte bei seinem Schwager die Asanas. Bald verbesserte sich sein Gesundheitszustand und er wurde schließlich völlig geheilt. Auf Anregung von Krishnamacharya ging Iyengar 1937 mit 18 Jahren nach Pune, um dort Yoga zu lehren.
„Mein Guru schickte mich 1936 nach Chitradurga und Harihar. Als ich zu ihm sagte, daß ich aber nichts wüßte, erwiderte er: 'Tu was du willst, aber geh.’ Dann kam ich durch Dr. Gokhale, der meine Yoga-Demonstration im Norden Karnatakas gesehen hatte, nach Pune. Er war sehr beeindruckt davon, obwohl er meinte, ich hätte ja überhaupt keine Muskeln. Er fragte mich, warum mein Körper so schlecht entwickelt sei, und ich erzählte ihm von meiner Armut und meinen Krankheiten.“
Anfangs war Iyengar bitterarm und hatte kaum Schüler. Yoga war Jahrhunderte lang eine obskure Kunst für herumwandernde Asketen, bekannt als Sadhus. Iyengar war der erste Mensch auf der Welt, der Yoga in Colleges und Universitäten unterrichtete. Obwohl die meisten Menschen kein Interesse am Yoga hatten, kamen doch einige aus gesundheitlichen Gründen, reiche Leute. Alle Colleges, an denen er unterrichtete, sammelten Geld, um monatlich 40 Rupien (ca. 2 $) zu zahlen.
In vielen Stunden täglichen Übens und experimentellem Selbststudium verschiedener Techniken entwickelte er seinen unorthodoxen Stil.
Pune war zu jener Zeit berühmt für seine Ringkämpfe. In den dreißiger Jahren kamen manchmal zehn- bis zwanzigtausend Leute, um die Kämpfe zu sehen. Iyengar gab bei den Ringkämpfen eine Yogademonstration. Da er so dünn war, machten die Leute sich über ihn lustig: "Wenn man Yoga praktiziert, sieht man am Ende aus wie dieser Mann." Er war komplett abgemagert.
In den Klassen machte er sich über seine Schüler lustig: "Hey, schau dir meinen Körper an und dann deinen, warum brichst du zusammen? Ich breche nicht zusammen!" Sie hatten keine Ausdauer und er harrte in den Stellungen aus. "Ich habe keine Muskeln, aber ihr seid müde, nicht ich." Auf diese Weise gewannen sie Zutrauen: "Schaut nur, dieser Kerl hat kein Gewicht, keine Muskeln, wo hat er seine Kraft her? Wir sind erschöpft, aber dieser Kerl macht immer noch weiter." Er sagte ihnen: "Ich übe zehn Stunden, ohne zu schwitzen." So regte sich in den Leuten das Interesse am Yoga.
Iyengar verbesserte seine Methoden und steigerte dadurch die Zahl seiner Schüler und seine Bekanntheit. Er verwendet Hilfsmittel wie Kissen, Stühle, Seile, Holzklötzchen usw., um die Wirkung von Asanas zu steigern oder Probleme der Ausübung aufgrund von Behinderungen zu umgehen. 1943 heiratete er in einer arrangierten Hochzeit Ramamani.
1952 suchte ihn Yehudi Menuhin auf, um bei ihm Yoga zu praktizieren. Er freundete sich mit ihm an und überredete Iyengar, in London, der Schweiz, in Paris und anderen Orten zu lehren. Durch seine Demonstrationen und Kurse begegneten viele Menschen aus dem Westen dem Yoga zum ersten Mal, Yoga wurde allmählich bekannt. 1966 veröffentlichte Iyengar Light on Yoga. Es wurde in viele Sprachen übersetzt und international zum Standardwerk. Dadurch wurde Yoga populär.
Rasch wurde Hatha-Yoga die am meisten praktizierte Form des Yoga in Europa und den USA. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Krishnamurti, Aldous Huxley und die damals neunzigjährige Königin Elisabeth von Belgien.
1975 eröffnete das Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute in Pune, in Erinnerung an seine kurz zuvor verstorbene Frau.
Geeta Iyengar (*07.12.1944 - +16.12.2018) mit ihrem Vater in Eka Pada Bakasana Ii
Er zog sich 1984 aus dem Lehrbetrieb zurück, blieb aber bis zu seinem Tod am 20. August 2014 in seiner Schule sehr aktiv, lehrte spezielle Klassen und schrieb Bücher. Seine Tochter Geeta und sein Sohn Prashant sind selbst schon lange international anerkannte Lehrer.
Gegenwärtig gibt es in mehr als 80 Ländern Yoga-Studios unter seinem Namen und damit Zehntausende zertifizierte Iyengar-Yogalehrer überall auf der Welt – plus all die weiteren nicht zertifizierten Lehrer, die vom Iyengar-Yoga inspiriert sind. Sein Vermächtnis an seine Schüler: "It is my profound hope that my end could be your beginning."
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Asta-anga - Der achtgliedrige Yoga-Pfad
Patanjali nennt folgende acht Glieder:
Yama - die Disziplin nach außen schafft eine ethische Lebensführung, die uns Probleme oder Gewissenskonflikte mit den Anderen und der Gesellschaft erspart.
Unser innerer Freiraum wird größer.
5 Gebote umfasst yama:
- Ahimsa - Nicht-Schädigen - meint Gewaltlosigkeit gegenüber der Welt um uns herum und auch uns selbst gegenüber.
- Satya - Wahrhaftigkeit - was sagen wir wie, und auf welche Weise trifft es den Anderen.
- Asteya - Nicht-Stehlen.
- Brahmacharya - sich auf das Wesentliche hinbewegen; die Beziehungen zu Anderen so gestalten, dass sie unserem Streben nach Wahrheit förderlich sind, auch in sexueller Hinsicht.
- Agarigraha - Nicht-Besitzergreifen - nur das nehmen, was angemessen ist.
Niyama die Disziplin nach innen
- Shauca - Sauberkeit - innere und äußere, auch im Geist.
- Samtosha - Zufriedenheit - annehmen, was geschehen ist.
- Tapas - den Körper fit halten - ihn erhitzen und achtsam üben, essen, atmen.
- Svadhyaya - Selbsterforschung - der Versuch, mehr über sich zu erfahren, auch über das Lesen passender Texte.
- Isvara-Pranidhana - Hinwendung zum Höheren - wir geben unser Bestes und überlassen den Rest einem Höheren, lassen los.
Asana - die Haltung
Patanjali definiert die Sitzhaltung, in dem man 2 Qualitäten erfährt: sthira-sukham asanam. (Yogasutre 2.46) Die Haltung (sei) fest und angenehm.
B.K.S. Iyengar definiert es so: "Asana ist der Prozess, eine Haltung einzunehmen und sie immer wieder zu verfeinern,
wodurch der Geist den Zustand der Ruhe erreicht, indem er seine nach innen und außen gerichteten Bewegungen ins Gleichgewicht bringt."
Pranayama - die Beherrschung des Atems.
Pranayama versorgt den Organismus mit Prana. Prana bezeichnet nicht einfach Sauerstoff, sondern Energie - also das Feld, das zwischen einem negativen
und einem positiven Pol entsteht, die Kraft, die unseren Stoffwechsel in Gang hält, Gedanken sowie Gefühle entstehen lässt und die Sterne im Kosmos auf ihren Bahnen lenkt.
Pranayama reinigt den Körper und bereitet vor auf die Meditation. Wenn der Atem immer länger angehalten werden kann, immer gleichmäßiger und feiner wird und so zum Ausschluss der äußeren Eindrücke führt, intensiviert dies unmittelbar, durch Sammlung der Sinne, das Bewusstsein.
Das ist Pranayama genauso wie das Fließen der Energie in uns und allem um uns herum.
Pratyahara - das Zurückziehen der Sinne.
Wo immer es einen der Sinne hinzieht, dorthin folgt ihm der Geist und beginnt zu träumen, planen, werten und grübeln.
Deshalb müssen die Sinne ruhig gestellt werden. Dieser Prozess bginnt schon beim Üben der Asanas und wird durch Pranayama sehr begünstigt.
Dharana - Konzentration als Bindung des Bewusstseins an einen bestimmten Punkt.
Der Geist ist schwer zur Ruhe zu bringen, meist ist er ein “monkey-mind”: es plappert ununterbrochen.
Viel Konzentration ist notwendig, das innere Geschätz auch nur für ein paar Sekunden still werden zu lassen. Der Fokus auf den Atem ist dabei sehr hilfreich.
Dhyana - Meditation.
Versenkung gilt als geradlinige Erstreckung des punkthaft konzentrierten Bewusstseins auf die forschend-sinnende Betrachtung des eigentlichen Wesens.
Neben dem Atem kann auch die Betrachtung eines Gegenstandes oder die Wiederholung eines Mantras dabei helfen.
Durch beständiges Üben werden die Intervalle der Versenkung zusehends verlängert.
Samadhi - Selbst-Verwirklichung, in der der Meditierende ganz in sich ruht in einem Zustand der Enstase.
Alle vorhergehenden Astanga-Glieder sind Vorbereitungen auf diesen, der aber nicht willentlich erzeugt werden kann, sondern neben dem beharrlichen Üben in Nicht-Anhaftung auch der Gnade bedarf.
Samadhi ist ein Geschenk. Der Meditierende, der Akt der Meditation und der Meditationsgegenstand legen alle drei ihre Eigentümlichkeit ab und gehen in der einzigen Vision des ganzen Kosmos auf. Höchstes Glück, frei von Lust,Schmerz und Elend stellt sich ein.”
Gita S. Iyengar [Wenn] dieser [ in der Versenkung fixierte Bewußtseinsgegenstand] als einziger Gegenstand erstrahlt, [und das Bewußtsein] gleichermaßen [seiner] Eigengestalt entleert ist, - [ das ist] samadhi."(Yoga-Sutra III.3)
Die acht Glieder des yogischen Pfades überlappen sich sowohl zeitlich als auch funktionell, daher die kreisförmige Anordnung wie in der Abbildung.
Der Baum des Yoga
B.K.S. Iyengar stellt die acht Stufen des Yoga als Baum dar:
Dieser “besteht aus Wurzeln, Stamm, Ästen, Blättern, Rinde, Saft, Blüten und Früchten. Jeder dieser Bestandteile hat seine besonderen Eigenschaften, aber keiner kann aus sich heraus ein Baum werden.
So steht es auch mit dem Yoga...
Die allgemeingültigen Prinzipien von Yama sind die Wurzeln und die auf den einzelnen zugeschnittenen Vorschriften von Niyama bilden den Stamm.
Asanas sind wie Äste, die in verschiedene Richtungen wachsen.
Pranayama beatmtet den Körper und versorgt ihn mit Energie und ist darin den Blättern vergleichbar, die den gesamten Baum beatmen.
Prathyahara verhindert, daß sich die Energie der Sinne nach außen verströmt, so wie die Rinde einen Baum vor der Fäulnis schützt.
Dharana ist der Saft des Baumes, der dem Körper und dem Verstand innere Festigkeit verleiht.
Dhyana ist die Blüte, aus der die Frucht des Samadhi reift."